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Google Earth-Buch, Teresa Mayr
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Google Earth-Buch, Teresa Mayr

€15.00
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BESCHREIBUNG

Als Caspar David Friedrich in die Natur ging, um zu zeichnen und Material für seine Bilder zu sammeln, notierte er auf den Blättern neben der Skizze eines Baumes oder einer Landschaft gerne die Anzahl der Stunden, die er mit dem Zeichnen verbracht hatte. Offensichtlich betrachtete er es also als ein „Live“-Erlebnis, dem er sich mit voller Konzentration aussetzen wollte, um so wenig wie möglich zu verpassen. Drei, vier oder fünfeinhalb Stunden durchzuhalten und dabei eine Umgebung im Auge zu behalten, in der sich immer etwas bewegt, ist an sich schon eine große Leistung.

Man könnte sich gut vorstellen, dass Teresa Mayr auch am Rand jeder ihrer Zeichnungen eine Zeitangabe notiert. Vielleicht sucht man sogar danach. Denn sie dokumentiert das Geschehen auf einem Computerbildschirm; So ist sie beim Zeichnen wiederum „live“ involviert – in etwas, das viel vergänglicher ist als Bäume und Landschaften. Hier kann von einem Moment auf den anderen ein völlig neues Bild entstehen, und wer scrollt, von einem Tab zum nächsten wechselt oder vielleicht sogar mehrere Programme gleichzeitig laufen lässt, kommt der Aufgabe, dies zeichnerisch festzuhalten, kaum nach . Dementsprechend zeigen Mayrs Zeichnungen keinen homogenen Bildraum, sondern ein Zusammentreffen von Fragmenten unterschiedlicher Bildschirmoberflächen: Ein Blick aus Google Earth, eine WhatsApp-Nachricht, ein Instagram-Post, eine Textdatei, das Ergebnis einer Bildersuche – all das und viel mehr kann auf dem gleichen Blatt erscheinen, sich sogar überschneiden, und so das Bewusstsein dafür schärfen, wie viele verschiedene Dinge einem fast gleichzeitig auf einem Bildschirm geboten werden. Das meiste verlangt auch nach Interaktion, verleitet zumindest zum direkten Mitmachen und so ist jeder, der vor dem Desktop sitzt oder auf sein Smartphone schaut, immer schon im Multitasking-Modus. Die Zeichnungen von Teresa Mayr stellen die künstlerische Reflexion und Verwirklichung all dessen dar; In vielen zarten Strichen, die oft fast wie ein Tanz wirken, visualisieren sie die „Beweglichkeit“, ja die Geschwindigkeit des Geschehens auf einer Leinwand.

Für viele Menschen gehört der Blick auf Bildschirme zum Alltag; Rein zeitlich gesehen könnte es sogar ihre erste Realität darstellen. Hier erfahren sie Neuigkeiten aus aller Welt, tauschen private Nachrichten aus, informieren sich und unterhalten sich mit anderen. Über den Bildschirm erleben sie mindestens genauso viel wie früher, als sie draußen waren und zu Spaziergängen oder Reisen aufbrachen. Daher liegt es nahe, lieber einzufangen, was auf Bildschirmen zu sehen ist, als in der Natur zu zeichnen. Damit bleibt der „Mehrwert“ des Zeichnens unverändert: Es macht etwas bewegungsunfähig, mit dem man sonst aktiv verbunden ist und sich dessen nicht einmal konkret bewusst ist, solange man in und mit ihm lebt. So wie ein Bauer zu Caspar David Friedrichs Zeiten in der Natur arbeitete und seine Lebenswelt als solche nur durch Zeichnungen von Bäumen oder Landschaftsgemälden sehen konnte, benötigen Digital Natives heute auch Zeichnungen oder andere statische Bilder ohne interaktive Funktionen, um erkennen zu können, was prägt überhaupt ihre eigene Realität.

Indem Teresa Mayr in Werken wie „Google Earth Book“ Themen aufgreift, denen man üblicherweise auf Reisen begegnet, ja indem sie genau das zeigt, was man auf einer großen Tour oder bei Spaziergängen längst als Anblick erlebt hat, etabliert sie selbst eine Verbindung zwischen der analogen Vergangenheit und der digitalen Gegenwart. Und da sie zu diesem Zweck das nahezu zeitlose Medium der Zeichnung nutzt, postuliert sie sogar eine Kontinuität zwischen den beiden vermeintlich so unterschiedlichen Modalitäten der Welterfahrung. Ihre „Trips on Screen“ setzen damit eine lange Geschichte der Aneignung dessen fort, was einem an sich schon gehört, als solches aber erst aus der Ferne gesehen werden muss, bevor man es tatsächlich erkennt.

Erschienen im Fantôme Verlag
Weiche Abdeckung
40 Seiten
210 x 297 mm
ISBN 9783940999580

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